Okzidentalismus : der Westen in den Augen seiner Feinde

Buruma, Ian, 2005
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Medienart Buch
ISBN 978-3-446-20614-4
Verfasser Buruma, Ian Wikipedia
Verfasser Margalit, Avishai Wikipedia
Beteiligte Personen Wirthensohn, Andreas [Übers.] Wikipedia
Systematik H-PB - Politische Bildung
Schlagworte Weltentwicklung, Feindbilder
Verlag Hanser
Ort München
Jahr 2005
Umfang 159 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Ian Buruma ; Avishai Margalit ; Andreas Wirthensohn (Übers.)
Annotation Der Hass auf alles Westliche, der mit Materialismus, (sexueller) Freizügigkeit, ethischer Durchmischung, kultureller Oberflächlichkeit und religiöser Beliebigkeit gleichgesetzt wird, sei das Bestimmende einer Haltung, die die Autoren als "Okzidentalismus" bezeichnen. Dieses bevorzugt auf die Vereinigten Staaten von Amerika projizierte "entmenschlichende Bild des Westens" falle derzeit bei radikalen Muslime auf fruchtbaren Boden, sei jedoch keineswegs auf diese beschränkt, es zeige sich auch bei extremen Nationalisten etwa in China oder im Denken radikaler Antikapitalisten im Westen selbst. Nicht das (berechtigte) Unbehagen an Aspekten der westlichen oder amerikanischen Kultur, sondern das Umschlagen dieser Ablehnung in revolutionäre Gewalt, die dem Westen den "Krieg" erklärt, ist für Margalit und Buruma (über ihre Biografien erfährt man leider nichts im Buch) das Gefährliche. Die amerikanische Gesellschaft sei alles andere als ideal, und die amerikanische Politik nicht selten "desaströs" und trage selbst zunehmend fundamentalistische Züge. Der westliche Kolonialismus habe allerhand auf dem Kerbholz. Und der Aufstand des "Lokalen" gegen die Ansprüche des "Globalen" könne legitim, "ja sogar notwendig sein", Kritik am Westen müsse aber unterschieden werden vom blinden Hass gegen diesen. An vier Topoi wird dieser Okzidentalismus skizziert: an der Feindseligkeit gegenüber der Stadt, die als wurzelloser, frivoler und dekadenter Kosmopolitismus erscheine; gegenüber dem Geist des Westens, wie er in Wissenschaft und Vernunft zum Ausdruck kommt; gegenüber dem gesetzten Bürgertum, das als Antithese zum sich selbst opfernden Helden dargestellt werde und schließlich gegenüber dem "Gottlosen, der vernichtet werden muss, um den Weg frei zu machen für eine Welt des reinen Glaubens" (S. 19). Die Autoren machen deutlich - das ist das Spannende des Buches - dass diese Geisteshaltung die Entwicklung der Moderne seit ihren Anfängen begleitet und im slawophilen Klischee vom entseelten Westen etwa ebenso zu finden ist wie in antimodernistischen Strömungen westlicher Intellektueller, im antiwestlichen Shintoismus Japans ebenso wie im Antisemitismus der Nationalsozialisten. Die Ausführungen wollen daher "weder Munition für einen globalen Krieg gegen den Terror liefern noch die gegenwärtigen Feinde des Westens dämonisieren", sondern die Antriebskräfte verstehen, die hinter dem Okzidentalismus stecken, und zeigen, "dass die heutigen Selbstmordattentäter und heiligen Krieger nicht unter einer einzigartigen Krankheit leiden, sondern von Ideen befeuert werden, die eine Geschichte haben" (S. 19). Eine Absicht, die hervorragend gelingt und die Autoren - zu Recht - veranlasst, vor allem Aufklärung in den betroffenen Ländern selbst zu fordern. Auch wenn christliche Fundamentalisten von einem Kreuzzug sprechen, befinde sich der Westen nicht im Krieg mit dem Islam. Die heftigsten Kämpfe würden vielmehr innerhalb der muslimischen Welt ausgefochten werden, so die Überzeugung der beiden. "Dort findet die Revolution statt, und dort muss ihr Einhalt geboten werden, und zwar am besten nicht durch Intervention von außen, sondern von den Muslimen selbst." (S. 147) *Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen* Hans Holzinger

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